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Altbausanierung
Villa Hotz in Zug, 1927

Altbausanierung Eingangsbereich
Altbausanierung See Promenade
Altbausanierung Denkmalschutz
Altbausanierung Lindy Effect
Altbausanierung Decke
Altbausanierung Beton
Altbausanierung Treppe
Altbausanierung Garderobe
Altbausanierung am See
Altbausanierung Parkettierung
Altbausanierung Fassade
Altbausanierung Gold

Villa Hotz in Zug, Schweiz
Baujahr 1927

Vorprojekt 2017, Projekt 2018 und Fertigstellung 2019

Projektbeschrieb Melk Nigg Architects

Aus der goldenen Zeit

Der Geigenspieler und Rechtsanwalt Alois Hotz verwirklichte sich im Jahr 1927 mit einer prunkvollen Villa am Zuger Stadteingang, unmittelbar am See. Der damalige Entwurf von Martin Müller orientierte sich an der verspielten Dekorativen Kunst des Neobarocks. Tragwerkskonstruktion, Dekoration und Repräsentation bieten sich bei dieser Villa ein Schaulaufen: Um die Auflasten auf das Fundament zu minimieren, ist das leichte Mauerwerk durch eine tragende inwendige Holzkonstruktion ausgesteift. Das Interieur ist üppig mit Goldschmuck ausgestattet, die Böden sind mit reichen Parkettierungen verziert und teilweise im damals populären weissen Schleiflack gefertigt. Einer der letzten Zeitzeugen des Neobarocks entstand.

Zur selben Zeit bewegte sich die zeitgenössische Architektur in eine ganz andere Richtung: in die Neue Sachlichkeit. In Stuttgart wurde unter der Oberleitung von Mies van der Rohe mit der heute noch berühmten Werkbundsiedlung am Weissenhof eines der wichtigen Vorbilder für die Moderne gebaut. Die Siedlung wurde auch hierzulande in der «Schweizerischen Bauzeitung» der ETH hochgepriesen.

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Repräsentation

Vom strassenseitigen Gebäudezugang wird man über einen Windfang und mehrfarbige Marmorstufen in die Halle im Hochparterre geführt, wo der Reichtum zur Schau gestellt wird: Aufwendig geschnitzte Holzkapitelle mit Tierabbildungen, Wandbordüren aus Holz im Zahnschnitt sowie gedrechselte und furnierte Wandteile ziehen die Aufmerksamkeit dieser wilden Komposition auf sich. Weiter wird der Blick durch die grosszügigen Verglasungen nach aussen geführt, über den See auf das Alpenpanorama.

Damals gelangte man von der Halle des Hochparterres in die Büros der Kanzlei. Im Obergeschoss leitete die Halle in die Beletage über, zum grossen, hellen Musikzimmer, das über eine verglaste Schiebetür in das vollständig getäferte, mit Kassettendecke verzierte Esszimmer führt. Dinieren in diesem Raum, ausgestattet mit einem Buffet, Vitrinenschränken und dem üppig verzierten, bunten Kachelofen mit Löwenskulpturen, ist auch ein visueller Genuss. Eine Etage höher liegen kleine Erkerzimmer und eine schmucke Terrasse, gesäumt von Balustraden.

Im Laufe der Zeit wechselte die Villa Hotz ihre Eigentümer, bis sie letztlich an die Stadt Zug überging. Dadurch waren Bestehen und langfristiger Werterhalt auch weiterhin gesichert. Heute wird die Villa von der Stiftung Phönix gemietet und dem begleiteten Wohnen junger Menschen zur Verfügung gestellt.

Analyse, Komposition und Improvisation

Das Privileg, an diesem würdevollen Denkmal weiterbauen zu dürfen, ist eine grosse Ehre für uns. Durch unser Fachwissen, unsere Visionen und die Fähigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit konnten wir einen weiteren Lebensabschnitt des Gebäudes sichern. Neben dem Bauwerkserhalt suchen wir mit unserer Architektur nach feinen, zeitlosen und gestalterischen Eingriffen, um der Villa die damalige Vision und Stimmung zurückgeben zu können, in Form von Reduktionen, Ergänzungen und Wiederbelebungsmassnahmen.

Wir haben uns in den damaligen Architekten versetzt und uns überlegt, wie er an seinem Gebäude in unserer Zeit weiterbauen würde. Seine Liebe zu speziellen Parkettierungen und Oberflächen hat uns berührt und inspiriert. Mit zeitgenössischen Instrumenten spielten wir die Kompositionen der dekorativen Kunst weiter und haben so die Tendenz der Künstlichkeit erhalten. Der Weg führte von historischen Recherchen über Oberflächenanalysen und Mustersammlungen zur Suche des damals eingebauten Murano-Kronleuchters bis hin zur neuen Lichtgestaltung und der Integration aktueller Sicherheits- und Energiestandards, damit der Bau auch in Zukunft eine Freude für die Bewohner bleibt.

In den oberen Stockwerken wurden Einbauten aus den 80er-Jahren sorgfältig rückgebaut und die nötigen Restaurationsarbeiten vorgenommen. Fenster, Nasszellen und Küche wurden ertüchtigt. In der erdberührenden Etage wurde die ehemalige Lagerfläche zu beheizten Wohn-, Arbeits- und Atelierräumen ausgebaut. Bei der Wahl der neu eingesetzten Bauteile verwendeten wir hochwertige, zeitlose Materialien mit Bezug zur damaligen Zeit.

Dem Zerfall des historischen Gebäudes haben wir so entgegengewirkt, das Denkmal können wir nun der zukünftigen Generation für den weiteren Gebrauch übergeben. Dieser spezielle Moment darf jetzt genossen werden, während der Alterungsprozess weiterzugehen beginnt und die Zeit erneut Spuren am Gebäude hinterlässt.